Eine Bibliothek unter freiem Himmel
Der Freistaat Bayern investierte 3,3 Millionen Euro in die Neugestaltung des Lesesaals der Staatlichen Bibliothek Passau mit einem außergewöhnlichen Dachtragwerk.
Das Staatliche Bauamt Passau hat die Sanierungsarbeiten an dem Lesesaal der Staatlichen Bibliothek Passau abgeschlossen. Bei der feierlichen Wiedereröffnung im November 2018 waren die Besucher begeistert von der neuen Architektur des Lesesaals. „Absolut fantastisch“, schwärmte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München, Dr. Klaus Ceynowa, und der Generalvikar des Bistums Passau, Dr. Klaus Metzl, sprach von einem „neuen Himmel für Leser“. Diese Begeisterung wird vor allem durch das raffiniert gefaltete neue Dachtragwerk aus Stahl und Glas ausgelöst, das den 19 Meter auf 11 Meter großen Innenhof des ehemaligen Jesuitenkollegs überspannt und den die Staatliche Bibliothek Passau heute als Lesesaal nutzt.
Die alte, in den frühen 1970er Jahren als Walmdach errichtete Überdachung aus Stahl und Drahtglas war an verschiedenen Stellen undicht geworden und nach mehr als 40 Jahren nicht mehr reparabel. Bei der Neukonzeption des Glasdaches wurde die bisherige Walmdachform aufgegeben. Als neue Dachform entwickelte das Staatliche Bauamt Passau zusammen mit dem Ingenieurbüro Haushofer aus Markt Schwaben als Tragwerksplaner und dem Architekturbüro Schmied aus Passau ein gefaltetes Tragwerk aus Stahl und Glas, das sich trotz seiner Größe angenehm zurückhaltend in die Dachlandschaft der Passauer Altstadt einfügt, gleichzeitig störende großflächige Reflexionen zu den umliegenden Anhöhen der Stadt vermeidet und in dieser Ausführung auch die Zustimmung der Denkmalpflege fand. Der Lesesaal erhält heute zudem mehr Tageslicht und erfüllt nun die aktuellen Anforderungen an den Wärmeschutz. So lässt sich mit der neuen Glasdachkonstruktion der bisherige CO2-Ausstoß gegenüber dem Vorzustand um rund 20 Tonnen pro Jahr reduzieren. Wegen der Einsehbarkeit des Glasdaches wurde auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichtet. Stattdessen ist die Verglasung mit elektrisch schaltbaren Funktionsgläsern ausgerüstet, die die Aufgaben des Sonnenschutzes übernehmen und für Blendfreiheit im Lesesaal sorgen. Diese Konstruktion hat auch wirtschaftliche Vorteile im Betrieb, weil dadurch keine Wartungskosten mehr an den sonst üblichen mechanischen Sonnenschutzbauteilen anfallen. Mit dem neuen Glasdach ist der Lesesaal nach der Sanierung zudem wieder als barocker Innenhof erlebbar, der er zu Zeiten des ehem. Jesuitenkollegs einmal war: Sozusagen eine Bibliothek unter freiem Himmel.
Im Rahmen der seit Mitte 2015 durchgeführten Sanierung wurde der Lesesaal auch hinsichtlich Brandschutz, Raumakustik und Barrierefreiheit ertüchtigt. Des Weiteren wurden die Bücherregalwände und der Treppenaufgang zu den Galerien in Eichenholz neugestaltet, ein neuer Bodenbelag aus Jurakalksteinplatten eingebaut und die hochwassergeschädigte Öl-Heizungsanlage durch eine Gasheizung ersetzt. Nach der Sanierung erfüllt der Bibliothekssaal zudem die Anforderungen an eine Versammlungsstätte mit mehr als 200 Gästen, damit die Staatliche Bibliothek Passau den Raum auch für ihre vielfältigen kulturellen Veranstaltungen nutzen kann.
Rund 3,3 Mio. Euro hat der Freistaat Bayern in die Sanierung und Neugestaltung des Lesesaals der Staatlichen Bibliothek Passau investiert.