Der Weg zum Haupteingang des Schlosses wurde barrierefrei angehoben, die bisherige Stufenanlage beseitigt.
Der Weg zum Haupteingang des Schlosses wurde barrierefrei angehoben, die bisherige Stufenanlage beseitigt. © Marcel Peda, Passau

Schloss Obernzell: Der Weg zum Rittersaal ist jetzt barrierefrei

Seit 2013 ist es ein erklärtes Ziel der Bayerischen Staatsregierung, Bayern bis 2023 im gesamten öffentlichen Raum barrierefrei zu gestalten. Im Rahmen des Programms 'Bayern Barrierefrei 2023' wird auch die Barrierefreiheit in den öffentlich zugänglichen staatlichen Gebäuden vorangebracht. Das Staatliche Bauamt Passau hat in seinem Zuständigkeitsbereich bereits bei 40 staatlichen Gebäuden bauliche Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit durchgeführt. Aktuell sind die Umbaumaßnahmen zur Barrierefreiheit im Schloss Obernzell, in dem seit 1995 ein Filialmuseum des Bayerischen Nationalmuseums eingerichtet ist, abgeschlossen. Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,2 Millionen Euro, die das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bereitgestellt hat, erfolgten in dem Renaissanceschloss umfangreiche Sanierungsarbeiten:

In einem ersten Abschnitt wurden die alten WC-Anlagen im Erdgeschoss abgebrochen, umgestaltet und einschließlich eines barrierefreien WCs neu errichtet.

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Mit der Erneuerung der Toilettenanlagen im Erdgeschoss (oben links) wurde auch ein barrierefreies WC geschaffen. - Im Schloss gibt es nun einen Aufzug (rechts), der bis in das zweite Obergeschoss führt und eine neue Treppenanlage als baulichen Rettungsweg. - Eine mobile Rampe im Vorraum erschließt den Rittersaal barrierefrei (unten links).
​​​© Marcel Peda, Passau

Anschließend folgte der Einbau eines Aufzuges vom Kellergeschoss bis in das zweite Obergeschoss, in dem sich der Rittersaal befindet. Ergänzt durch eine mobile Rampe unmittelbar vor dem Zugang ist der Rittersaal als überregional wichtiger Veranstaltungsraum jetzt barrierefrei erschlossen. Mit dem Aufzug wurde zudem eine neue Treppenanlage vom Erdgeschoss bis in das zweite Obergeschoss eingebaut, die in Verbindung mit neuen Brandschutztüren auf allen Ebenen, einer neuen Notausgangstüre im Erdgeschoss sowie einer ertüchtigten Brandmeldeanlage nun auch die geltenden Anforderungen des baulichen Brandschutzes erfüllt.

In einem dritten Abschnitt wurden zuletzt die Stufen vor dem Haupteingang beseitigt, der Zugangsweg zur Eingangstüre im Geländeverlauf barrierefrei angehoben, die Stufen im Flur vor der Rezeption durch eine Rampe ersetzt und dadurch im gesamten Erdgeschoss Barrierefreiheit geschaffen.

Bei der Umbauplanung hat das für die Baumaßnahmen verantwortliche Staatliche Bauamt Passau die Leistungen der Projektleitung, der Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie der Aufzugsplanung erbracht. Die Tragwerksplanung erstellte das Ingenieurbüro Kovacs aus Passau, die Betriebstechnikplanung das Ingenieurbüro Nigl und Mader aus Röhrnbach.

Auch nach dem Umbau gibt es in den oberen Geschossen noch einzelne Räume mit Schwellen aus Granit oder Holz, die nicht beseitigt werden können, ohne erheblich in die historisch erhaltenswerte Bausubstanz einzugreifen. Den Weg durch das Schloss nach oben bis zum Rittersaal barrierefrei zu gestalten, ist für den Hochbau-Bereichsleiter am Staatlichen Bauamt Passau, Leitender Baudirektor Norbert Sterl, aber ein guter Kompromiss zwischen den baulichen Eingriffen zur Schaffung der Barrierefreiheit und dem Erhalt der wertvollen denkmalgeschützten Bausubstanz.

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Der Rittersaal im zweiten Obergeschoss von Schloss Obernzell. © Marcel Peda, Passau

Schloss Obernzell gehört zweifelsfrei zu den bedeutendsten Baudenkmälern in der Region um Passau. Den Bau begonnen hatte im frühen 15. Jahrhundert kein Geringerer als Fürst-bischof Georg von Hohenlohe, der auch den Grundstein für den Passauer Dom gelegt hat. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss unter Fürstbischof Urban von Trennbach. Als kirchenstrenger Gegenreformator zählt auch er zu den herausragenden Bischöfen Passaus. Er ließ die mittelalterliche Burg in den Jahren 1581 – 1583 zum Renaissance-Schloss ausbauen: mit reichem Freskenschmuck, prachtvollen Säulenportalen zum Rittersaal, und einem gemalten Fries, der die Wappen der Päpste seit Petrus bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zeigt. Nach der Säkularisation 1803 wurde das Schlossgebäude vom bayerischen Staat übernommen, diente als Rentamt, Finanzamt und einige Jahre als Sitz des Obernzeller Rathauses, kam später unter die Obhut der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und ist seit 1995 Filialmuseum des Bayerischen Nationalmuseums.