Eine "Welle" aus Altglas für das NAWAREUM in Straubing
Tom Kristens Wettbewerbsarbeit, eine großformatige „Welle“, so auch der Titel des Kunstobjektes aus rund 1000 steuerbar beleuchteten Altglasflaschen, die von der Decke abgehängt über dem Treppenraum schweben, konnte das Gutachtergremium durch seine Assoziationen an Leichtigkeit, Licht und Bewegung überzeugen, mit denen der Alltagsgegenstand Flaschenglas hier als Kunstskulptur in Szene gesetzt wird. Das rund 4,0 Meter x 4,00 Meter x 2,40 Meter große Kunstwerk greift das Thema Recycling und Nachhaltigkeit auf und erschließt sich den Besucherinnen und Besuchern in Material, Worten und Zitaten, die auf die Flaschen aufgebracht werden. Auf dem Weg über die Foyer-Treppe in die Ausstellung im Untergeschoss wechseln die Perspektiven auf die Welle, dabei erscheint ein weiteres Potenzial des Kunstbeitrags, wenn die Welle von unten quasi als leuchtender Pixel-Bildschirm betrachtet werden kann. „Aber nicht nur die Inszenierung der leuchtenden Glasflaschen-Welle als Innenraumgestaltung beeindruckte die Jury“, erklärt der Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern-Oberpfalz, Ludwig Bäuml, der die Gutachtersitzung als Vorsitzender leitete, „sondern auch die damit verbundene Wirkung als poetisches Kunstwerk nach außen bis hin zur Schulgasse“. Die Arbeit von Tom Kristen wurde daher von dem Gutachtergremium auch einstimmig zur Realisierung empfohlen.
Acht weitere Künstler hatten Wettbewerbsarbeiten eingereicht: Claudia Comte aus Berlin, Dietrich Förster aus Apfeldorf, Huber & Huber aus Zürich (CH), Gerhard Mayer aus Nürnberg, Michael Sailstorfer aus Berlin, Nikodemus Löffl aus Zaglmühle, Ulrich Stolz aus Regensburg sowie Vogt Boerboom aus Münsing hatten ebenfalls Vorschläge für die künstlerische Gestaltung des Foyers im NAWAREUM ausgearbeitet, die die Wettbewerbsaufgabe mit hoher Qualität in vielfältige Gestaltungsideen umsetzten.
Neben Ludwig Bäuml als Vorsitzenden beurteilten die eingereichten Arbeiten auch der Künstler Manfred Mayerle aus München, Ltd. Landwirtschaftsdirektor Dr. Bernhard Wid-mann, Dr. Barbara Neff und Peter Turowski als Vertreter des Technologie- und Förderzent-rums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe Straubing, des Weiteren Ministerialrat Dr. Werner Ortinger für das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Martin Beer für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Architekt Thomas Eckert für Dömges Architekten AG Regensburg, Dipl.-Ing. Sebastian Hübsch für Holzer Kobler Architekturen GmbH Berlin, Ltd. Baudirektor Bernhard Kohl für die Regierung von Niederbayern und Leitender Baudirektor Norbert Sterl für das Staatliche Bauamt Passau, das den Kunstwettbewerb im Rahmen der Neubaumaßnahme für das NAWAREUM in Straubing ausgelobt hatte. Um die Sitzung des Gutachtergremiums als Präsenzveranstaltung zu ermöglichen, waren auf der Baustelle die Vorgaben der Corona-Arbeitsschutzverordnung und weitere Regelungen des Schutz- und Hygienekonzepts zu beachten. Unter anderem mussten alle Teilnehmer vor Beginn der Sitzung einen Schnelltest durchführen.
Kunst am Bau - ein integrales Element der Baukultur
„Kunst am Bau“ ist für den Bereich Hochbau der Bayerischen Staatsbauverwaltung ein integraler Bestandteil der staatlichen Bauaufgabe, ein Element von Baukultur. Die Selbstverpflichtung des Freistaates Bayern, Aufträge an bildende Künstler zu vergeben, ist in den Richtlinien für die Durchführung von Hochbauaufgaben des Freistaates Bayern (RLBau) geregelt, einer Gemeinsamen Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr und des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Wie Leitender Baudirektor Norbert Sterl vom Staatlichen Bauamt Passau mitteilt, findet sich darin die Festlegung, dass bei bedeutenden Baumaßnahmen im staatlichen Hochbau auch „Aufträge an bildende Künstler“ vorzusehen sind. Die Zweckbindung „für Aufträge an bildende Künstler“ verbietet den Ankauf von Kunstwerken bei Dritten, also im Kunsthandel und in Galerien. Zielsetzung bei der „Kunst am Bau“ ist es, in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst mit Planern und Künstlern gemeinsam Lösungen für spezielle Raumsituationen zu entwickeln. Kunstwerke ohne örtlichen Bezug zu Bauwerk, Standort und Umfeld anzukaufen, d. h. „fertige Kunst“ zu sammeln, ist dagegen Aufgabe von Museen und Sammlungen, die die Werke meist auch in einem neutralen Umfeld präsentieren.
‚Kunst am Bau‘ ist eine gezielte Förderung durch den Staat, um den Entfaltungsraum und die hohe Qualität zeitgenössischer bildender Kunst zu erhalten, mit dem Anspruch, ein breites Publikum zur Beschäftigung mit „Kunst am Bau“ anzuregen. Natürlich hat ‚Kunst am Bau‘ auch eine finanzielle Förderung bildender Künstler zum Ziel. Der Freistaat Bayern erfüllt damit eine wichtige Aufgabe modernen Mäzenatentums.
Die Beauftragung künstlerischer Leistungen erfolgt in der Regel durch Wettbewerbe, die von den Staatlichen Bauämtern ausgelobt werden. In „offenen“, „beschränkt offenen“ oder in „Einladungswettbewerben“ haben – zumeist in anonymen Verfahren – mehrere Teilnehmer die Gelegenheit, Ideen zu entwickeln und diese in Konkurrenz mit anderen Künstlern zu zeigen. Der Auslober und künftige Nutzer erhält auf diesem Weg möglichst viele Anregungen und konkrete Gestaltungsvorschläge.
Das neue Kunstobjekt, das Tom Kristen im NAWAREUM in Straubing realisieren wird, ist das Ergebnis eines solchen Wettbewerbs. Straubing wird damit wieder um ein wertvolles Kunstobjekt im öffentlichen Raum reicher.