Straßenbau im Landkreis Regen: Wo soll es künftig hingehen?
Die Bundesregierung hat jüngst ihr neues Verkehrssicherheitsprogramm „Vision Zero: keine Toten im Straßenverkehr" für die Zeit bis 2030 veröffentlicht. Auch in den Verkehrskonferenzen der vergangenen Jahre im Landkreis Regen haben Bürgermeister, Entscheidungsträger und auch Verantwortung tragende Mandatsträger der ganzen Region ganz eindeutig das Ziel „Mehr Verkehrssicherheit“ vorgegeben und immer wieder gefordert, dass wir die Verkehrsinfrastruktur verkehrssicherer gestalten und ggf. auch Brennpunkte und Schwachstellen ausbauen, wenn andere Mittel nicht mehr ausreichen. Auch die Wirtschaft, allen voran die Firmen Rohde & Schwarz in Teisnach sowie Rehau in Viechtach, haben vehement und öffentlich sicherere und für ihre Interessenslagen auch leistungsfähigere Verkehrswege gefordert.
"Dieser Konsens und das Interesse einer ganzen Region waren unser Leitmotiv, um in den vergangenen Jahren neben der B 11 auch die B 85 in kritischen Abschnitten auszubauen", sagt Bauamtsleiter Robert Wufka: Vor diesem Hintergrund entstanden die Ortsumgehungen Zwiesel und Regen, der Ausbau am Marcher Berg, der Kreisverkehr bei Patersdorf und ganz aktuell der Ausbau bei Hochbühl oder bei Ayrhof.
Kein vierspuriger Ausbau - zum Vorteil für Natur und Umwelt
Die von einem früheren Regener Landrat und vielen im Landkreis vor noch nicht allzu langer Zeit oftmals geäußerte Forderung, die Straßen ähnlich wie im Landkreis Cham vierspurig auszubauen, wollten wir als Staatliches Bauamt Passau jedoch bewusst nicht erfüllen: "Dies hätte wirklich massive Eingriffe in die Natur mit sich gebracht, die wir nicht für notwendig erachteten und auch nicht mittragen wollten, zum Vorteil für Natur und Umwelt. Wir haben uns stattdessen für flächensparende Ausbauvarianten, überwiegend am Bestand der alten Straßen B 11 oder B 85, entschieden", erklärt Robert Wufka. Nur an bestimmten Bergstrecken werden dritte Fahrspuren errichtet, um unfallträchtige Überholvorgänge an bestimmten Stellen zu verhindern und auch um dem Winterdienst die Arbeit bei liegengebliebenen Lkws und somit das Freiräumen der Strecken zu erleichtern. So ist – bei objektiver Betrachtung – die Summe der Straßenbau-Maßnahmen in den letzten 10 Jahren im Landkreis Regen so gering, dass die oft verwendete hässliche Bezeichnung „Flächenfraß“ völlig danebenliegt und im Vergleich die Bau- und Gewerbeflächen im Landkreis eine unbedeutend geringe Dimension darstellt. Die seit dem Jahr 2010 im Landkreis Regen realisierten Bundesstraßenprojekte lassen sich an einer Hand abzählen, ein Kreisverkehr und 3. Fahrstreifen - in der Summe eine neu asphaltierte Fläche von wenigen Sportplatzfeldern, bezogen auf die Fläche des Landkreises Regen von einer unbedeutenden Größenordnung.
Um Familien und Gewerbe und damit Arbeitsplätze zu erhalten, wird es auch zukünftig notwendig sein, die überregionalen Straßen B 11 und B 85 sicherer zu machen. Dieses Vorhaben wollen wir auch gerne weiterverfolgen, jedoch nur mit Zustimmung von Gemeinden und Bürgern. Der Landkreis Regen mit seinen Kommunen und Bürgern hat es selbst in der Hand, in welcher Richtung er sich die nächsten 20 Jahre ausrichten will: Soll es mit dem Bau und Ausbau verkehrssicherer Straßen mit minimaler Flächenbeanspruchung weitergehen oder soll die aktuelle unfallträchtige Verkehrssituation auf bestimmten Streckenabschnitten erhalten bleiben und nur noch mit weiteren Beschilderungen von Überholverboten und Geschwindigkeitsbegrenzungen gelöst werden? Dies wäre für uns die schnellste und einfachste Vorgehensweise.
Verkehrssichere und leistungsfähige Straßen sind auch in Zukunft nötig
In einem Punkt sind sich die Fachleute einig: Nur mit Radwegen, Bus und Bahn wird man den künftigen Verkehr im ländlichen Raum nicht bewältigen können. Das Kraftfahrzeug – egal ob elektrisch, mit Wasserstoff oder anderweitig betrieben – wird weiterhin verkehrssichere und leistungsfähige Straßen und Verbindungsachsen benötigen, selbst wenn es irgendwann autonom unterwegs sein sollte.
"Das Bauamt wird jedoch keine Projekte gegen den Willen einer Gemeinde oder Region durch- und umsetzen. Wenn die Bürger und Entscheidungsträger der Meinung sind, dass die in den letzten Jahren erklärte und verfolgte Verkehrspolitik im Landkreis überholt und nicht mehr gewünscht ist, werden wir uns dieser neuen Entwicklung nicht verschließen", erklärt Robert Wufka.