Mehr Sicherheit für St. Nikola
„Der Holzdachstuhl der Kirche stellte die größte Brandgefahr dar“, erklärt Baudirektor Gerald Escherich, der Leiter des Bereichs Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau. Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten den Dachraum bisher nur über eine Treppenanlage im Kloster und einen 45 Meter langen Weg durch den Dachraum des Klosters erreichen. So wäre die Kirche im Fall eines Brandes kaum zu retten gewesen.
So begannen, lange vor dem Brand in Notre-Dame, die Planungen für einen besseren Brandschutz in der Kirche St. Nikola. Diese Planungen werden seit Herbst 2021 mit dem Einbau einer Treppe in den Kirchturmschaft, der im Inneren in 9 m Höhe durch ein gotisches Gewölbe unterteilt ist, umgesetzt. Über diese Treppe ist der Dachstuhl nun auf kürzestem Weg erreichbar. Im Turm wurde zudem eine Trockensteigleitung installiert, mit deren Hilfe die Feuerwehr im Dachraum schnellstmöglich auf Löschwasser zurückgreifen kann. Angeschlossen wird am Fuß des Turms. So wird die Reaktionszeit im Brandfall erheblich verkürzt – denn während die Einsatzkräfte über die Treppe in den Dachraum oder Glockenstuhl eilen, kann unten bereits vom Hydrant oder Löschfahrzeug Löschwasser eingeschleust werden. Somit ist der Dachraum für einen schnellen Löschangriff ausgelegt, zudem wird voraussichtlich bis Ende des Jahres noch eine Brandmeldeanlage mit Aufschaltung zur Feuerwehr installiert.
Die besondere Herausforderung bei dieser Maßnahme war es, Brandschutz und Denkmalschutz unter einen Hut zu bekommen. Durch den Einbau der Treppenanlage im Inneren des Turms wird das Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt. Die Arbeiten an der historischen Bausubstanz haben die Mitarbeiter der Dombauhütte des Staatlichen Bauamts Passau übernommen: Sie arbeiteten die Auflager für die Stahltreppe sorgfältig aus dem Naturstein im Turminneren heraus.
Die Treppe im 47 Meter hohen Turm ist zweigeteilt und dient einem doppelten Zweck: Als formschöne Wendeltreppe führt sie bis unter das gotische Gewölbe. Dort wurden 2019 gotische Wandmalereien freigelegt, auf denen die Heiligen Barbara, Katharina und Andreas dargestellt sind. Diese Wandmalerei lässt sich auf das Jahr 1518 datieren und erstreckt sich über vier Schildbogenwände, das Kreuzrippengewölbe sowie die Laibungen des ehemaligen gotischen Zugangs und der Fensteröffnung. Dank der Wendeltreppe können künftig einem interessierten Publikum auch Führungen – nach Anmeldung – zu den restaurierten Fresken angeboten werden.
Vom Zwischengewölbe aus gelangt man über eine historische Stein-Wendeltreppe weiter in den Turmschaft und von dort über eine funktionale Feuerschutztreppe zum Glockenturm und in den Dachraum. Dieser Zugang wurde ausschließlich für die Feuerwehr und das Betriebspersonal geschaffen.