Ortsumgehung Vilshofen: Zwischen Straßenbau und Naturschutz
„Die Investitionen in diese Maßnahme sind ein wichtiger Beitrag, um die Verkehrsbelastung in der Stadt Vilshofen künftig deutlich zu reduzieren“, sagt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau. Neben dem zu erwartenden Nutzen für die Menschen hat auch die Ökologie große Bedeutung: „Mit der Maßnahme verbundene Eingriffe in die Natur gleichen wir aus, indem wir hochwertige Lebensräume für Natur- und Artenschutz schaffen.“
Bis auf den Fledermaus-Überflugschutz und die Einhausung am Galgenbergdobel sind die Bauwerke im Zuge der Ortsumgehung vergangenes Jahr bereits fertiggestellt worden. Ein extern beauftragtes Fachbüro überprüft aktuell, wie sich die Fledermäuse im Gebiet der neuen Trasse verhalten und wie sie ihre neuen Leitstrukturen annehmen. Neben der Installation von Wildtierkameras und Schallmessgeräten wird zusätzlich mit Hilfe von Fangnetzen der Bestand vorhandener Fledermäuse und deren Flugbahnen ermittelt. Dabei werden die Säuger in den Netzen kurzfristig und fachgerecht abgefangen, bestimmt und sofort wieder unbeschadet frei gelassen. Mit diesen Methoden wird unter anderem auch ermittelt, auf welchen Brückenbauwerken noch Überflugschutzzäune installiert werden müssen, damit die kühnen Flieger nicht mit dem Verkehr kollidieren.
Bereits vor Beginn der eigentlichen Baumaßnahmen wurde viel für den Natur- und Artenschutz getan: Ausgleichsflächen, Höhlenbäume und Durchlässe erhalten den Lebensraum für die geschützten Arten wie Zauneidechsen, Fledermäuse, Grubenlaufkäfer und viele mehr. Auf einer knapp 2 Hektar großen Fläche entsteht zudem neuer Lebensraum für die Haselmaus. Dafür kann kostenneutral und im Einvernehmen mit dem Bund Naturschutz (wie berichtet) auf den Bau einer zweiten Querungshilfe für die Haselmaus verzichtet werden. Ein monokulturell genutzter Nadelwaldbestand im Bereich der Donauleite südlich der Ortsumgehung wird mittels Durchforstung und einer ergänzenden Pflanzung von Laubgehölzen aufgewertet und somit als Lebensraum für Flora und Fauna optimiert. Bestandteile dieser Pflanzungen sind natürlich auch die namensgebenden Lieblingsfutterpflanzen der Haselmaus – Haselnusssträucher.
Heckenpflanzungen und Totholzbestände ergänzen, sichern und verbessern den Lebensraum der Haselmaus. Neben diesen hochwertigen Bereichen kommen zudem extensiv genutzte Magerwiesen auch anderen seltenen und gefährdeten Arten im Gebiet zu Gute.
Voraussichtlich im Herbst beginnt der im Plan festgestellte Bau einer Einhausung zum Schutz der Fledermäuse im Galgenbergdobel. Das Bauwerk ähnelt den Galerien an Alpenpässen in Südtirol oder Österreich und soll den sicheren Überflug der Fledermäuse gewährleisten. Zugleich bekommt das Bauwerk kostenneutral noch eine weitere Funktion: Eine fünf Meter breite Grünbrücke verbessert die Vernetzung der Lebensräume vieler Kleinsäuger.
Wird dieses letzte Ingenieurbauwerk fertiggestellt, ist der Brückenbau mit Hangsicherung abgeschlossen. 2023 kann dann mit der Errichtung der Fahrbahnen für die Umgehung begonnen werden. Mitte 2024 soll, wenn alles glatt läuft, die gesamte Ortsumgehung für den Verkehr freigegeben werden.