Ein Hufeisen für die Ortsumgehung Auerbach
Verrostetes Werkzeug, ein lehmverkrustetes Hufeisen, ein altes Metallfass: Gefährlichere Dinge hat der Kampfmittelerkunder bei Auerbach zum Glück nicht gefunden. Diese Woche hat Jürgen Adam von der Semmler Munitionsbergungs GmbH die ersten Flächen für den Bau der Ortsumgehung untersucht. Zugleich wurden archäologische Grabungen durchgeführt. Ein Teil der Trasse der neuen B 533 ist beim Landesamt für Denkmalpflege als archäologische Vermutungsfläche gelistet. Daher sind Untersuchungen erforderlich, ehe mit den Vorbereitungen für den Bau der Ortsumgehung begonnen werden kann.
Eine sechs Hektar große Fläche südlich von Auerbach, zwischen der B 533 und der Hengersberger Ohe, wurde genau unter die Lupe genommen. Projektleiter Jürgen Adam von der Semmler Munitionsbergungs GmbH prüfte im Auftrag des Staatlichen Bauamts Passau den Untergrund auf Munition aus dem zweiten Weltkrieg. Dafür schritt er die Wiese mit einem Metalldetektor ab. Dieser misst Veränderungen im Erdmagnetfeld, wodurch Bombenblindgänger und Munitionsgegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt werden können. Ein solcher Fund könnte aufwendige Bergungsmaßnahmen nach sich ziehen – zum Glück hat Jürgen Adam südlich von Auerbach nichts dergleichen gefunden. Für seine Sondierungen stützt sich der erfahrene Projektleiter unter anderem auf historische Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg. Mithilfe von Aufnahmen der alliierten Streitkräfte, die während des Krieges aufgenommen wurden, können so mögliche Vorkommen von abgeworfenen, aber nicht ausgelösten Bomben festgestellt werden.
Auf bereits freigegebenen Flächen begannen parallel dazu archäologische Untersuchungen, da ein Teil des Trassenverlaufs als Vermutungsfläche für Bodendenkmäler gelistet ist. „In anderen Bereichen wurden hier mittelalterliche und frühneuzeitliche Funde gemacht“, erklärte Dr. Alexander Niederfeilner, Abteilungsleiter Archäologie bei der auf Ausgrabungen spezialisierten Firma ArcTron. Er überwachte die Grabungen auf der Fläche zwischen der B 533 und der Hengersberger Ohe. Baggerfahrer trugen dazu auf etwa 20 Prozent der Fläche den Oberboden ab, in den darunterliegenden Schichten wären Bodendenkmäler gut zu erkennen, erklärte der Fachmann: „Wenn es hier einmal eine Siedlung gegeben hätte, wären die Pfeiler der Gebäude noch zu sehen.“ Häufig werden auch Gräberfelder gefunden. Anhand von Skeletten oder Grabbeigaben lässt sich deren Alter gut bestimmen, so dass bei archäologischen Grabungen im Vorfeld von Baumaßnahmen oft gute Einblicke in die Geschichte möglich sind.
Südlich von Auerbach hat Dr. Alexander Niederfeilner jedoch keine Siedlungsreste oder anderen Bodendenkmäler festgestellt. Die aufgegrabenen Flächen können also wieder verfüllt werden, dann wird mit der Einrichtung des Baulagerplatzes begonnen. In unmittelbarer Nähe wird der Oberbodenabtrag für den Bau der Ortsumgehung zwischengelagert, bis er wieder eingebaut werden kann. So lassen sich Transportfahrten vermeiden.
Grunderwerb läuft sehr gut
Gute Nachrichten kommen zudem vom Grunderwerb: Dieser ist noch nicht ganz abgeschlossen, läuft aber sehr gut, berichtet Robert Hundshammer, Abteilungsleiter Recht am Staatlichen Bauamt Passau: „Wir konnten bisher mit den Grunderwerbsbetroffenen eine einvernehmliche Lösung finden. Rund 90 Prozent der für den Bau und den naturschutzrechtlichen Ausgleich benötigten Flächen konnten bereits erworben werden. Das ist bei heutigen Großprojekten nicht immer der Fall und zeigt, dass diese Ortsumgehung von vielen Betroffenen begrüßt wird.“ Gerade bei großflächigen Straßenbauprojekten ist der Erwerb der nötigen Flächen von zentraler Bedeutung und führt oft zu langjährigen Rechtsstreitigkeiten. „Nicht so in Auerbach“, zieht Hundshammer zufrieden Bilanz. Dazu hat auch die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Gerhard Weber beigetragen, der das Vorhaben von Anfang an unterstützte.