Neben der Bundesstraße wurde ein neues Bachbett gegraben, das mit Sohlsubstrat sowie Findlingen aus dem bestehenden Bach stabilisiert und strukturiert wurde.
Neben der Bundesstraße wurde ein neues Bachbett gegraben, das mit Sohlsubstrat sowie Findlingen aus dem bestehenden Bach stabilisiert und strukturiert wurde. © Staatliches Bauamt Passau

Erst der Bach, dann die Straße

Erst wurde der Bach verlegt, dann die Straße: Als vorbereitende Maßnahme für den Bau der Ortsumgehung Auerbach hat der Mapferdinger Bach ein neues Bachbett bekommen. Auf einer Länge von 140 Metern wurde der Bach verlegt, um Raum für das künftige Knotenbauwerk am östlichen Ortseingang zu schaffen.

Der Mapferdinger Bach am östlichen Ortseingang von Auerbach verlief bisher direkt entlang der B 533. Weil für die Ortsumgehung in diesem Bereich die Bundesstraße verlegt wird, musste auch der wildbachartige Mittelgebirgsbach einen neuen Verlauf bekommen.

Für dessen naturnahe Gestaltung wurde das neue Bachbett mit leichtem Gefälle ausgebaggert und mit dem Sohlsubstrat des ursprünglichen Gewässers stabilisiert. Findlinge sorgen für Struktur und ermöglichen unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten. Die Ufersicherung mit Wasserbausteinen beschränkt sich im Wesentlichen auf die Pralluferbereiche in Angrenzung an den künftigen Straßendamm. Ansonsten wurde auf einen Uferverbau verzichtet, um eine eigendynamische Gewässerentwicklung zu ermöglichen.

Idyllisch schlängelt sich der neu entstandene Wildbach über das Grundstück neben der Bundesstraße (im Hintergrund). Unter den Kokosmatten keimt heimisches Saatgut, später wird dort eine typische Bachwiese entstehen.
© Staatliches Bauamt Passau / Süß

Entlang des Bachs wurden Steil- und Flachuferbereiche geschaffen. Dort liegen Kokosmatten zum Schutz vor Erosion, darunter wurde bereits heimisches Saatgut ausgebracht, das unter den Matten keimt und aufwächst. Die Matten verrotten im Laufe der Zeit, so dass in einigen Monaten nur noch die Bachwiese zu sehen ist. Im Herbst werden standortgerechte Gehölze gepflanzt, um einen uferbegleitenden Gehölzsaum zu schaffen, der für Beschattung des Gewässers sorgt.

Beitrag bei Niederbayern TV vom 05.07.2024

Mit der Verlegung des Mapferdinger Bachs sind die ersten sichtbaren Vorarbeiten abgeschlossen. Im Hintergrund laufen die umfangreichen Vorbereitungen für den Bau des etwa 370 Meter langen Tunnels und der insgesamt drei Brückenbauwerke, die für die 1,4 Kilometer lange Ortsumgehung erforderlich sind. Die Planung des Tunnels hat die Landesbaudirektion Bayern übernommen. Bevor mit dessen Bau begonnen werden kann, muss als erstes die 125 Meter lange Talbrücke über die Ohe und deren Überschwemmungsgebiet errichtet werden. Der Bauwerksentwurf für die Talbrücke liegt derzeit an der Regierung von Niederbayern zur Genehmigung, im weiteren Genehmigungslauf wird er beim Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sowie anschließend beim Bundesverkehrsministerium vorgelegt.

Sobald die Genehmigung aus dem Bundesverkehrsministerium vorliegt, kann die Ausführungsplanung beginnen. Dabei werden auf Basis der Entwurfs- und Genehmigungsplanung die finalen Planunterlagen für das Leistungsverzeichnis und die Bauausführung erstellt. Dazu gehört auch die Planung einer Photovoltaik-Anlage, die in die Fledermausschutzwand auf der Talbrücke integriert wird: Diese soll den Strombedarf für die Tunnelbetriebstechnik decken.

Die detaillierte Ausführungsplanung nimmt einige Zeit in Anspruch. Währenddessen wird bereits das Baufeld für die Talbrücke vorbereitet. Mit dem Einbau von Rüttelstopfsäulen wird der Boden im Bereich der Talbrücke stabilisiert und verbessert. Diese Arbeiten sollen zusammen mit dem Retentionsraumausgleich für die Hengersberger Ohe ab Herbst 2024 ausgeführt werden, wenn es die Witterung zulässt.

Das Bauamt kann auch Erfolg vermelden bei einem sehr wichtigen Thema, das aber in aller Stille bearbeitet wird: dem Grunderwerb. Bisher sind bereits ca. 95 Prozent der Trassen- und Ausgleichsflächen erworben.
Zwölf Hektar wurden für den Trassenbereich, für die gerade in Zeiten des Hochwasserschutzes wichtigen Regenrückhaltebecken und die Bachverlegung, mehr als fünf Hektar für die naturschutzrechtlich notwendigen Ausgleichsmaßnahmen. Dabei schlug das Bauamt „zwei Fliegen mit einer Klappe“, weil die eigentlich für den Tunnel erworbene Fläche gleich mit für den Ausgleich umgestaltet wird. Trotzdem besteht noch weiterer Grundbedarf.

„Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Auerbach läuft seit vielen Jahren hervorragend und wäre für so manche andere Maßnahme beispielgebend“, berichtet Johannes Eichinger, Sachgebietsleiter Grunderwerb. „Die Unterstützung durch die Gemeinde Auerbach war vor allem für den Erwerb von Ausgleichs- und Tauschflächen sehr hilfreich. So waren wir auch in der glücklichen Lage, dass wir landwirtschaftliche Betriebe mit dem heutzutage heiß begehrten Tauschland entschädigen können.“

Das Bauamt ist den betroffenen Grundstückseigentümern für die gezeigte Kooperationsbereitschaft sehr dankbar. „Wir spüren hier, dass die Bevölkerung außergewöhnlich stark hinter dieser Maßnahme steht. Wir konnten alle notwendigen Flächen auf dem Verhandlungsweg erwerben. Das ist leider nicht überall so“, lobt Robert Hundshammer, Abteilungsleiter Recht, die Auerbacher.

Über die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Auerbach und das Entgegenkommen der Grundstücksabtreter freut sich auch der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, Ltd. Baudirektor Norbert Sterl: „Mit dieser großartigen Unterstützung ist nach einem langen Planungsprozess die Realisierung der Ortsumgehung nun möglich, mit der die Verkehrssicherheit und Verkehrsqualität verbessert und die Ortschaft Auerbach künftig vom Durchfahrtsverkehr deutlich entlastet werden kann.“ Die Ortsdurchfahrt Auerbach ist die letzte noch vorhandene Ortsdurchfahrt auf der B 533 zwischen der A 3 bei Hengersberg und dem Knotenpunkt mit der B 85 bei Schönberg. Die Fertigstellung der Ortsumgehung Auerbach ist im Jahr 2030 vorgesehen, die Kosten für den Bau belaufen sich auf 50,7 Millionen Euro.