PRESSEMITTEILUNG 101/2019
Passau, den 16.07.19Von der Isarbrücke zum Hochwasserschutz
Die Isarbrücke, die im Zuge der Ortsumgehung Plattling entsteht, ist ein beliebtes Ziel. Auch die Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure (VSVI) Niederbayern hat eine Informationsfahrt zur Baustelle unternommen, Vertreter des Staatlichen Bauamts Passau informierten sie über den Fortschritt. Weiteres Thema der Fahrt war der Hochwasserschutz an Donau und Isar bei Isarmünd, östlich von Plattling: Zusammen mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamts Deggendorf besuchten die Straßenbauingenieure die Deichbaustelle am Stögermühlbach.
Die Kantine der Südzucker AG bildete den Treffpunkt für die rund 50 Teilnehmer der Informationsfahrt, die von Robert Wufka, Vorsitzender des VSVI Niederbayern und Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, begrüßt wurden.
Südzucker ist ein Betroffener beim Bau der Ortsumgehung – denn ein Teil der Trasse führt über die Absetzbecken auf dem Gelände der Zuckerfabrik. Diese Becken werden verlegt und nach den aktuell geltenden technischen Vorschriften wieder erstellt. So bedankte sich Kurt Stümpfl, Leiter der Abteilung Straßenbau an der Servicestelle Deggendorf, bei Werkleiter Harald Vogl für die gute Zusammenarbeit. Vogl gab den Straßenbauingenieuren Einblick in die Südzucker AG. Am Standort Plattling sind rund 230 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Zucker sind auch Spezialitäten, Energiefrüchte sowie Frucht und Fruchtzubereitung Themen des Werks.
Erste Station für die vom Feld angelieferten Zuckerrüben ist eine große Waschanlage zur Beseitigung noch anhaftender Erde. Das dabei anfallende Wasser-Erde-Gemisch wird in große Absetzbecken geleitet. Innerhalb von drei Jahren trocknet dieses Gemisch so weit, dass es wieder mit vertretbarem Aufwand auf die Rübenäcker zurücktransportiert werden kann. Die Absetzbecken sind also ein wichtiger Teil im Arbeitsprozess. Zur Anpassung der dreijährigen Trocknungszeit an die jährlichen Zuckerrübenkampagnen gibt es mehrere Absetzbecken, die in einem wechselnden Drei-Jahres-Rhythmus gefüllt bzw. entleert werden. Beim Neubau der verlegten Becken mussten sich auch die Straßenbauer an diese Zeitintervalle halten.
Die Ortsumfahrung sei dringend erforderlich, um Plattlings Stadtmitte vom Verkehr zu entlasten. 20.000 Kfz am Tag durchqueren die Stadt auf der B 8, auf der kreuzenden Staatsstraße 2124 sind es 17.800 Fahrzeuge am Tag. Eine große Belastung für die rund 15.000 Einwohner. Bereits 2001 wurde der Startschuss für die Planung der Ortsumfahrung gegeben, 2003 stand schließlich fest, dass die aus Naturschutzgründen einzig mögliche Trasse durch das Südzucker-Gelände führen muss. Nach dem Planfeststellungsbeschluss im Jahr 2010 folgte 2013 nach einem Klageverfahren der Spatenstich. Die Kosten für Bayerns größte Staatsstraßenbaumaßnahme mit der Isarbrücke als Herzstück liegen bei rund 50 Millionen Euro.
Susanne Hopfner von der Brückenbauabteilung des Staatlichen Bauamts erläuterte die Maßnahmen rund um die Isarbrücke. Mit 615 Metern Länge ist sie die größte Brücke im Bereich Staatsstraßen. Besondere Herausforderungen ergaben sich mit der Lage im FFH-, Natura2000- und Vogelschutzgebiet. Zudem war ein optisch ansprechendes Bauwerk angestrebt, das sich in die Landschaft einfügt und das bei Hochwasserabflüssen keine Probleme verursacht. Trotz des großen Flussfelds von 145 Metern, das ohne Pfeiler überspannt wird, sollte der Eingriff in das Auengebiet möglichst gering bleiben. Diese Anforderungen erfüllt die bodengestützte Stahlbogenbrücke, deren filigranes Erscheinungsbild den Ingenieuren bei der Besichtigung gut gefiel. Derzeit werden die Stahlbögen luftdicht verschweißt. Danach werden die Hänger eingebaut und die Pylone zurückgebaut. 2021 soll die Ortsumgehung für den Verkehr freigegeben werden.
Siegfried Ratzinger und Wolfgang Leuzinger vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf informierten die Straßenbauingenieure anschließend über die Maßnahmen zum Hochwasserschutz an der Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Die bestehenden Hochwasserschutzdeiche stammen aus den 1930er und 1940er Jahren und bieten einen Schutz vor Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 30 Jahre vorkommt. Dem 100-jährlichen Hochwasser im Jahr 2013 hatten sie nichts entgegenzusetzen. Dafür wird jetzt ein umfangreiches Hochwasserschutzkonzept mit Deichrückverlegung, Deicherhöhung und der Schaffung neuer Flutpolder umgesetzt. Um die Ausmaße dieser Arbeiten zu verdeutlichen wurde anschließend die Deichbaustelle am Stögermühlbach besichtigt. Für die dortige Deichrückverlegung wurde sogar ein ganzes Dorf umgesiedelt: Die Bereitschaft der Einwohner von Isarmünd, ihre Anwesen an den Freistaat Bayern zu verkaufen und umzuziehen, war der Schlüssel für den Erhalt des Polders Isarmünd. Als künftiger Hauptdeich wird der linke Stögermühlbachdeich von Maxmühle bis zum Donaudeich für ein 100-jährliches Hochwasserereignis ausgebaut. Der neue Deich ist über fünf Kilometer lang und wird nur eingestaut, wenn die Hochwasserrückhalteräume Isarmünd und Forstern überflutet werden. Mit zur Maßnahme gehören auch der Bau mehrerer Sielbauwerke sowie zweier Schöpfwerke.
Bei einer Abschlussbrotzeit in der Schlosswirtschaft in Moos fand dann noch eine Fachdiskussion zum informativen Nachmittag statt.
zum Bild: Die Mitglieder des VSVI Niederbayern vor der Isarbrücke. - Foto: Staatliches Bauamt Passau
gez.
Sabine Süß
Pressestelle
Staatliches Bauamt Passau